Mehr Lesezeit für Ihre Botschaft
Nur 8 Sekunden lang achten Menschen heute am Bildschirm auf eine Botschaft – weniger lang als ein Goldfisch.1 Über Ihr Angebot haben Sie aber mehr zu sagen. Und Suchmaschinen belohnen vor allem aussagefähige Inhalte. Wie also schreiben, damit Ihr Text auf Monitoren, Tablets und selbst Smartphones gelesen wird?
Lesen am Bildschirm - anstrengender als man oft vermutet
Lesen Sie noch? Denn darum geht es!
Die besten Textertipps dazu stelle ich Ihnen in diesem Leitfaden vor. Aber weshalb brauchen Bildschirm-Medien überhaupt eine andere Art Texte? Lesen ist doch Lesen, oder?
Stimmt nicht! In vier wesentlichen Bereichen ist die Wahrnehmung von Geschriebenem hier anders als auf Papier:
1 - LESEN AM BILDSCHIRM IST ANSTRENGEND
Das sagt uns nicht nur unser Gefühl. Es wird auch von Studien bestätigt2 . Vor allem bei längeren Texten sind sich die meisten einig: Die liest man lieber auf Papier. Als Grund sind die üblichen Verdächtigen schnell ausgemacht:
- schlechte allgemeine Lichtverhältnisse,
- Bildschirme mit zu geringer Leistung,
- zu kleine Schrifteinstellung,
- Ablenkung durch Farbflächen und Effekte rund um den Text,
- zu farbiger, gar dunkler Schrifthintergrund.
Doch nicht nur solche sensorischen Faktoren beeinträchtigen den Leseablauf. Auch die meist geringe Größe des Textfensters behindert. Denn Lesen ist in Wahrheit ein mehrstufiger Prozess, bei dem die lineare Aufnahme "Wort für Wort" erst am Ende steht.
2 - BEIM ÜBERFLIEGEN FEHLT DIE ÜBERSICHT
Unser Gehirn ist es gewohnt, größere Textflächen in kaum messbaren Bruchteilen von Sekunden zu überfliegen. Dabei werden bereits wesentliche Merkmale bestimmt wie z. B.
- eine gute oder schlechte allgemeine Lesbarkeit (durch Satzlänge und Interpunktion),
- Textzusammenhang und Kerninhalte (durch Stichworte, meist in prominenter Position wie Überschriften oder Absatzränder),
- die "Landkarte" des Texts, d.h. wo etwa welche Inhalte stehen, orientiert an Absätzen und dem Profil der Zeilenenden.
Ein kleiner Bildschirm oder ein kleines Textfeld schneidet jedoch sehr viel ab von diesen unbewussten Orientierungshilfen. Unser Gehirn muss von Anfang in die nächsthöhere Verarbeitungsstufe schalten. Es muss sich mehr anstrengen ... und wir verlieren schneller die Lust am Buchstabengewusel.
3 - BEWEGTE BILDER UND ANDERE VERFÜHRER
Anders als in Printmedien muss geschriebener Text am Bildschirm mit harter Konkurrenz kämpfen:
- Online-Videos sind viel attraktivere Hingucker.
- Links locken mit noch interessanteren Informationen.
- Und irgendwo in der Ecke blinkt schon wieder eine neue Nachricht auf, die gelesen sein will.
Diese Ablenkungen sind allein schon irritierend genug. Doch jeder, der im Internet unterwegs ist, kennt den teuflischen Effekt: Hinter dem ersten Filmchen oder Link lauern weitere. Man liest hastig zu Ende und springt zum nächsten Inhalt. Oder man unterbricht das Lesen und folgt der Verlockung unmittelbar.
Die Folge ist nicht nur eine geringe Konzentration auf Ihre Texte. Vor allem stehen alle Inhalte untereinander in Konkurrenz um die Zeit der Nutzer. Diese müssen schon im Vorfeld abwägen, womit sie ihre verfügbare Zeit verbringen. Dass dabei leicht lesbare Texte besser wegkommen als die sprichwörtliche Bleiwüste, liegt auf der Hand.
4 - WWW STATT A BIS Z
Als Nutzer gefragt wurden, wie oder warum sie am Bildschirm lesen, war der wichtigste positive Grund (2): "Man sucht sich gezielt aus, was man liest." (vgl. Grafik)
Welche Aussagen zum Lesen von Texten am Bildschirm treffen auf Sie zu? Quelle: IFD Allensbach
Fazit: Ein schneller Überblick ist das Wichtigste beim Lesen am Bildschirm!
Hinter dieser harmlos klingenden Formulierung verbirgt sich die Revolution einer uralten Kulturtechnik: Texte werden nicht mehr zwingend als geordnetes Ganzes betrachtet, das man von A bis Z lesen sollte, selbst nicht in der letzten, gründlichsten Lesestufe. Viele Nutzer folgen nur noch dem WWW – "was wir wollen". Das Auge springt hin und her, häufig begleitet von Scrollen oder Wischen.
Gewiss hat ein klassischer Aufbau immer noch seine Berechtigung. Doch wer heute mit einem Text auf Bildschirmen wahrgenommen werden will, muss beide Leseformen berücksichtigen: das systematische Lesen wie das sprunghafte WWW.
1 Microsoft 2015, zitiert u. a. in gruenderlexikon.de vom 05.12.17
2 z. B. IfD Allensbach: 2013 (1.487 Befragte; ab 16 Jahre) und 2014-2017 (ab 14 Jahre; deutschsprachige Bevölkerung)
Bildquelle: pixabay